Bericht: Yannick Weber
Dienstag
Die Konferenz startete am Dienstagabend 21. Februar 2023 bei einem Apéro auf dem Hotelgelände. Eine erste Gelegenheit für die Delegierten und die Patrons sich auszutauschen. Durch die Anwesenheit Delegierter mehrerer europäischer Länder bietet die FEGGA Konferenz eine ideale Plattform, um aktuelle Themen von verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und Lösungsansätze zu finden. Im Brennpunkt dieses Jahr standen folgende Themen:
- Robotik
- Sammeln und anwenden gesammelter Ressourcen Daten
- Europäische Pestizid Legislation und deren Herausforderungen und Auswirkungen
- Pestizidfreier Unterhalt
- GEO und Beispiele europäischer Erfolgsgeschichten
- Best Management Practices aus Amerika, präsentiert von Rhett Evans CEO der GCSAA
- FEGGA Scholarship Program
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Costa da Marinha Golf | Velo Tour zum Mittagessen der Küste entlang |
Der Tag am Mittwoch startete mit einer Networking Session. Alle Patrone bekamen 5 Minuten Zeit, um Ihre Produkte vorstellen zu können. Die Delegierten bewegten sich im Rotationsprinzip durch die Präsentationen. Eine wertvolle Runde, um Geschäftsbeziehungen zu knüpfen und die aktuellen Produktetrends kennenzulernen.
Zur Mittagszeit schwangen sich alle auf Fahrräder, um gemeinsam entlang der imposanten Küste von Cascais zum Mittagessen zu radeln. Wir wurden verwöhnt mit vorzüglichen, lokalen Köstlichkeiten. Nach regem Austausch während der Mittagszeit strampelten wir wieder zurück zum Nachmittagsprogram im Hotel.
FEGGA Board Member Kurt Doenkers erklärt, wie und welche Daten er sammelt. Kurt erklärt, wie er die Daten anwenden kann, um informierte Entscheidungen treffen zu können bezüglich Ressourcenverbrauch, Ressourcen Konservierung, Stickstoffplanung im Verhältnis zum Schnittgutabtrag und Argumente sammeln kann, um Projekte und Investitionen zu kreieren und voranzutreiben.
FEGGA Präsident Joel Nunes präsentiert die Ergebnisse einer landesweiten Mitarbeiter Umfrage der portugiesischen Greenkeeper:
- Die meisten befragten üben Ihre Tätigkeit als Greenkeeper sehr gerne aus, sind aber nicht zufrieden, was sie als Gegenleistung dafür bekommen.
- Den Mitarbeitern wird nicht die nötige Anerkennung für Ihre Erfahrung und Ihr Wissen im Beruf entgegengebracht
- 85% der Befragten verdiente im 2022 weniger als 900 Euro und mehr als die Hälfte bekamen den Mindestlohn.
Als Reaktion werden folgende nächste Schritte initiiert:
- Förderung von Frauen in der Industrie
- Den Berufsstand verjüngen, basierend auf Kooperationen mit Schulen und Universitäten
- Miteinbeziehen der jungen Mitarbeiter in moderne Technologien
- Definieren einer klaren und transparenten und einheitlichen Strategie für Saläre
- Anwenden der Strategien mit Head Greenkeepern
Zum Schluss wurde die FEGGA Generalversammlung abgehalten.
Die Organisation ist finanziell stabil und schreibt wieder schwarze Zahlen, nach einer kritischen Zeit während Covid 19. Die FEGGA will generell Ihr Volumen erhöhen, finanziell und personell. 3 neue Delegierte werden als Board Member aufgenommen, um das Board auf 6 Mitglieder aufzustocken. Neue Board Member sind:
- Yavor Atanasov – Bulgarian Geenkeepers Association
- Haukur Jönsson – Icelandic Greenkeepers Association
- Duncan Bruce – Norwegian Greenkeepers Association
Dean Cleaver wird im Jahr 2023 von seiner Rolle als Executive Officer zurücktreten. Rhett Evans (Golf Course Superintendents Association of America) und Jim Croxton (Britisch and International Golf Greenkeepers Association) bieten sich als erfahrene CEO’s an, um die Rolle des Executive Officers und eine konkrete und transparente Vision für die Zukunft zu kreieren.
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Vorstand | Vorstellungrunde |
Mittwoch
GEO
Am Mittwochmorgen wird die Konferenz gestartet mit der GEO Foundation. Das aktuelle Programm, deren Neuheiten und vorbildliche Praxisbeispiele werden aufgezeigt. Nach langjährigem Schaffen können mittlerweile die gesammelten Daten der partizipierenden Clubs ausgewertet werden und europäische Standards für Best Management Practices definiert werden. Dies schafft Transparenz, fördert die Reputation des Sports in der Gesellschaft und kreiert ein sich ständig weiter entwickelndes Praxis Tool für Clubs.
FEGGA Scholarship
Bianca Mignon Pronk (Sustainability Advisor Kristianstads Golf Klub) und Pepe Jimeno Fernandez (Head Greenkeeper Malaga FC) berichten von Ihren Erfahrungen beim FEGGA Scholarship.
Die Partizipation verhalf ihnen zu ihrem Erfolg und ihren aktuellen Positionen. Das Programm bietet
- Unterstützung von partizipierenden Herstellern
- Praktische Erfahrung beim Kristianstads Golf Klub
- Ausbildungskurse
- Verschiedene Ausflüge zu renommierten europäischen Clubs
- Projektarbeit
- Teilnahme an European Tour Events bei der Turniervorbereitung
- Teilnahme an der Copenhagen Konferenz und Fachmesse
Die FEGGA rekrutiert neue Teilnehmer. Das Programm stellt eine sehr gute Möglichkeit dar für junge, passionierte Greenkeeper, welche sich in der Industrie etablieren wollen. Ich empfehle jedem Interessenten sich dafür zu bewerben. Informationen unter FEGGA | The Federation of European Golf Greenkeepers Associations
Robotik
Husqvarna machte eine Produktevorstellung Ihrer Roboter Technologie. Dies bezieht sich vor allem auf Mäher für Rough und Fairways und Ballsammler für Driving Ranges. Auch die Schweiz hat eine Vertretung. Ebenfalls interessant sind die Produkte der Firma Ronovatec in Zürich. Diese Technik ist allerdings noch nicht ganz so weit, um ganzheitliche Lösungen auf schweizer Golfplätzen bieten zu können.
Robotik kann Lösungen zu aktuellen Herausforderungen wie Personalmangel, Reduktion von Emissionen, steigende Kosten, hohe Spielerzahlen, steigende Qualitätsansprüche bieten. Durch die Robotik können entweder Mitarbeiter eingespart werden, oder, noch viel besser, die Mitarbeiter können sich auf andere Detailarbeiten kümmern, anstatt während des Spielbetriebs mähen zu müssen.
Erwan Le Cocq erklärt an seinem Praxisbeispiel bei Winston Golf in Hamburg, wie er grossflächig die Roboter Technik umgesetzt hat und wie er davon agronomisch, wie auch ökonomisch profitieren konnte.
Ryder Cup
Lara Arias von Turfgrass Agronomy Services und aktuelle Head Greenkeeperin des Marco Simone Golf Clubs in Rom, offizieller Austragungsort des nächsten Ryder Cups, gibt einen Einblick in die Vorbereitungen:
- Die Infrastruktur muss täglich 45'000 Zuschauer beherbergen können
- Der komplette Platz wird umgebaut, um dem Niveau der Spieler gerecht zu werden und um die Infrastruktur dem Event anzupassen
- Verwendete Gräser
- Fairways, Approaches und Tees: Paspalum
- Greens: Agrostis stolonifera Pure Distinction
- Rough: Festuca - Weitere Eckdaten
- Platz ist während Vorbereitungen offen für Mitglieder
- kein Sandcapping auf Fairways. Der Sand wird mit jährlich 3000 Tonnen mit Topdressing aufgebaut!
- Paspalum wird im Winter nicht mit C3 Gräsern übersäht, bis Dezember haben die Fairways keine Farbe mehr. Das Paspalum beginnt circa im März langsam wieder zu wachsen. Das ist knapp, weil im Mai das Italian Open abgehalten wird
- Es ist sehr schwierig zu verhindern, dass das Paspalum in die Agrostis Greens wächst, regelmässig muss das eingewachsene Paspalum mit dem Sodenschneider entfernt werden und mit Agrostis Soden ersetzt werden
- Die Sprinkler sind am Rande des Roughs arrangiert, um den unterschiedlichen Wasseransprüche des Festuca zum Paspalum gerecht zu werden.
- 50 Hektaren Extensiv Flächen
- Drainagewasser sammelt sich im Bewässerungsteich, um wiederverwendet werden zu können
Pestizid Verbot (SUR Sustainable Use Regulations)
Niels Dokkuma behandelte das Thema Pestizidverbot von der EU. Die radikale Anwendung ist belastend für die Industrie. Die EGA reichte bei der EU ein Positionspapier ein. Die Hauptgründe für die Legislation sind:
- Gesundheit der Greenkeeper und Golfer
- Entwicklung der Biodiversität
- Risiken für die Umwelt.
- Verbesserung des Images von Golf
- Gesellschaftlicher Druck
Durch Positionspapiere der EGA und mehreren Greenkeeper Assoziationen erhofft man sich die Umsetzung der Legislation langsamer und schonender umsetzen zu können. Der Wechsel kommt unaufhaltsam. Wichtig ist es, einen kulturellen Wandel aktiv bei allen Beteiligten zu kommunizieren und die Auswirkungen klarzumachen. Lösungsorientierte Vorgehensweisen definieren, um eine schrittweise Reduktion der PSM, vielleicht über 5 Jahre, umzusetzen.
Die SUR der EU bedeuten keine Fungizide, Herbizide, Insektizide und Wachstumsregulatoren erklärt Simon Elsworth von Syngenta. Neue Produkte, biologisch oder chemisch, brauchen zwischen 10 bis 16 Jahre Entwicklungszeit für den Registrierungsprozess. Das zeigt auf, dass die Industrie mit der raschen Umsetzung der SUR nicht mithalten kann. Es besteht also ein Zielkonflikt, zwischen der schnellen Umsetzungsweise der EU und der Adaptionsfähigkeit der Industrie ohne Ihre Plätze zugrossen Risiken auszusetzen. Die Empfehlung ist nun baldmöglichst:
- Bestehende Rasenbestände erheben, erwünschte, geeignete, einheimische Sorten definieren
- Vision und Umsetzungsplan kreieren und kommunizieren
- Limitierungen von Luft und Licht, um intensiv gepflegte Flächen eliminieren
- Entscheidungen auf Daten basieren, um informiert zu handeln (VWC, Proben von Pathogenen, um gezielt dagegen zu halten etc.)
Frank Schäfer, Deutsche Perspektive
Frank Schäfer aus Deutschland präsentiert die deutsche Perspektive in der aktuellen Situation. Auch Frank erklärt, dass der Wechsel Zeit braucht. Die Perspektive aller Beteiligten muss wechseln von der Ästhetik zu spielerischer Qualität. Um schlagkräftiger zu sein bündeln die Deutschen Synergien und arbeiten zusammen mit den Verbänden von anderen Rasensportarten wie Fussball und Tennis.
Rhett Evans von der GCSAA (Golf Course Superintendents Association of America
Rhett Evans von der GCSAA erklärt Amerikas Ansatz der 3-phasigen Best Management Practices.
Phase 1 sind die Definierung und Umsetzung der Praktiken innerhalb der Staaten
Phase 2 die Definierung und Umsetzung der Praktiken innerhalb eines Betriebs, basierend auf den Praktiken des Staates
Phase 3 messen und validieren
Die Praktiken werden in einem Nationalen-, mehreren staatlichen- und betrieblichen Handbüchern festgehalten. Ähnlich wie GEO mit allen beteiligten Ländern, zielt das amerikanische System darauf ab, landesweite, nachhaltige Praktiken zu definieren.
Des Weiteren macht Rhett Evans aufmerksam auf den «Thank a Superintendent Day». Dieser findet im Jahr 2023 am 13. September statt. Der Tag dient dazu die Aufmerksamkeit auf die Greenkeeper zu lenken und Ihnen Wertschätzung für Ihre Arbeit zu erweisen.
Diskussionsrunde
In der anschliessenden Diskussionsrunde stand die SUR Legislation im Vordergrund. Zusammenfassend wird die Umsetzung der SUR als Bedrohung und Chance wahrgenommen. Die Greenkeeper stehen unter hohem Druck, da die Umsetzung schneller vorangehen soll als die Industrie mithalten kann. Somit sind unsere Plätze bedroht. Gemeinsam will man die Regulation verzögern und abschwächen. Alle sind sich einig nachhaltig Arbeiten zu wollen nur muss die Umsetzung machbar gestaltet werden, ohne Jobs und Plätze zu riskieren.